Mundtrockenheit – wenn ein trockener Mund zum Problem wird

Untere Gesichtshälfte einer Frau mit weit geöffnetem Mund und herausgestreckter, rissiger Zunge als Zeichen für Mundtrockenheit

Ein trockener Mund fühlt sich unangenehm an. Er tritt als natürliche Reaktion unseres Körpers auf Stresssituationen auf. Eine dauerhafte Mundtrockenheit jedoch – in der Fachsprache Xerostomie genannt – ist ein weitverbreitetes Krankheitsbild. Mundtrockenheit hat nicht nur viele Ursachen, sondern kann auch schwerwiegende Folgen für die Zahngesundheit und die Mundhygiene haben. Es ist ein Problem, das ernst genommen werden sollte.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie einen trockenen Mund von Mundtrockenheit unterscheiden, welche Ursachen für Mundtrockenheit in Frage kommen, wie Sie Mundtrockenheit bei sich feststellen, welche Auswirkungen Mundtrockenheit auf Ihre Gesundheit haben kann und was Sie gegen Mundtrockenheit tun können.

Was ist Mundtrockenheit?

Speicheldrüsen

Normalerweise halten drei große und über 500 kleine Speicheldrüsen unsere Mundhöhle mit täglich etwa 0,5 bis 1,5 Liter Speichel feucht. Ist die Speichelproduktion gestört, äußert sich das in einem trockenen Mund. Hält dieser Zustand an, spricht man von Mundtrockenheit.

Jeder kennt den Spruch, dass „einem das Wasser im Mund zusammenläuft“. Man riecht, sieht oder schmeckt etwas Köstliches und sofort wird die Speichelproduktion angeregt. Aber auch die gegensätzliche Situation gibt es, nämlich dass einem vor Aufregung oder Angst die „Spucke wegbleibt“. Die Zunge klebt am Gaumen fest, was das Sprechen und Schlucken erschwert. Ein trockener Mund ist eine natürliche Stressreaktion des Körpers, wenn wir uns in besonders angespannten Situationen befinden. Glücklicherweise ist dieser Zustand nicht von Dauer und geht schnell wieder vorbei.

Problematisch wird es allerdings, wenn die Mundtrockenheit über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt und der Mund dauerhaft trocken ist. Dieses ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch zu ernsten Gesundheitsproblemen führen oder bereits ein Zeichen für ein medizinisches Leiden sein. Speichel hält nämlich nicht nur den Mund feucht, sondern unterstützt die Verdauung von Nahrungsmitteln, schützt die Zähne vor Karies, verhindert durch die Kontrolle der Bakterien im Mund Infektionen und ermöglicht das Kauen, Schlucken und Sprechen.

Ursachen für Mundtrockenheit

Mann vor gelben Hintergrund schaut fragend nach rechts oben und hält ein Schild mit einem Fragezeichen darauf in der Hand

Es gibt mehrere Gründe, weshalb es zu einer Störung der Speichelproduktion und zu Mundtrockenheit (Xerostomie) kommt. Die Ursachen lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen. Erstens sind allgemeine Ursachen oder Lebensgewohnheiten zu nennen, die zu einem trockenen Mund führen. Aber auch eine Vielzahl von Medikamenten wirkt sich auf die Speichelproduktion aus und kann Mundtrockenheit verursachen. Drittens kann Mundtrockenheit auch eine Begleiterscheinung oder ein Symptom einer anderen Krankheit sein.

Medikamente als Ursache für Mundtrockenheit

Die Einnahme von Arzneimitteln gehört zu den häufigsten Ursachen von Mundtrockenheit. Bei über 400 verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamenten kann ein trockener Mund als Nebenwirkung auftreten. Dazu zählen Produkte aus den folgenden Arzneimittel-Gruppen:

  • Anticholinergika zur Behandlung von Lungenkrankheiten wie COPD oder Asthma
  • Antidepressiva zur Behandlung von Depressionen
  • Antiepileptika, die bei Epilepsie eingesetzt werden
  • Antiemetika gegen Übelkeit und Erbrechen
  • Antihistaminika zur Behandlung von Allergien
  • Antihypertensiva zur Blutdrucksenkung, auch bekannt als Beta-Blocker oder ACE-Hemmer
  • Anti-Parkinson-Medikamente
  • Chemotherapeutika bzw. Zytostatika
  • Hypnotika, die als Schlafmittel Anwendung finden
  • Neuroleptika gegen Angstzustände
  • Schmerzmittel aus der Familie der Opioide
  • Sedativa bzw. Beruhigungsmittel
  • Spasmolytika, die krampflösend wirken

Mit steigendem Alter nehmen viele Menschen immer häufiger und auch mehr Medikamente ein, sodass diese Personengruppe besonders häufig von Mundtrockenheit betroffen ist.

Speichelfluss und Medikamenteneinnahme

Neben Medikamenten und Arzneimitteln kann auch der Konsum von Drogen bzw. Rausch- und Betäubungsmitteln die Mundtrockenheit fördern.

Mundtrockenheit als Symptom einer Erkrankung

Ein ausgetrockneter Mund und eine gestörte Speichelproduktion können auch eine Begleiterscheinung oder ein Symptom einer anderen Krankheit sein. Daher ist es wichtig, Mundtrockenheit von einem Arzt untersuchen zu lassen, wenn noch keine Grunderkrankung bekannt ist. Bei folgenden Krankheiten ist Mundtrockenheit als Symptom bekannt:

  • Akute oder chronische Entzündungen und krankhafte Veränderungen (z.B. Tumore) der Speicheldrüsen (Sialadenitis) führen zu einer Absenkung der Speichelfreisetzung.
  • Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsen- oder Nierenleiden beeinflussen den Speichelgehalt im Mund.
  • Bei dem Sjögren-Syndrom (eine Autoimmunerkrankung) zerstört eine chronische Entzündung die Speicheldrüsen.
  • Auch für psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, kann Mundtrockenheit ein Warnzeichen sein.

Darüber hinaus können auch Behandlungsmethoden, wie bspw. eine Bestrahlung im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich die Speicheldrüsen schädigen.

Allgemeine Ursachen für einen trockenen Mund

In vielen Fällen stecken hinter einem trockenen Mund jedoch harmlosere Ursachen oder er lässt sich durch einige Lebensgewohnheiten erklären:

  • Haben Sie sich angewöhnt durch den Mund zu atmen, trocknet dieser schneller aus.
  • Auch beim Schnarchen oder durch eine verstopfte Nase wird vermehrt durch den Mund geatmet.
  • Ein Flüssigkeitsdefizit – z.B. durch zu wenig Trinken – kann zu Mundtrockenheit führen.
  • Mit steigendem Alter nimmt nicht nur die Einnahme von Medikamenten zu, sondern es verlangsamen sich auch einige Körperfunktionen, wie die Speichelproduktion.
  • Veränderung des Hormonspiegels betreffen auch die Speicheldrüsen und führen bei Frauen während der Wechseljahre, sowie während und nach der Menopause häufig zu dem dauerhaften Gefühl eines trockenen Mundes.
  • Viele Raucher leiden an einem trockenen Mund.

Aufgrund der Vielzahl möglicher Ursachen wird davon ausgegangen, dass eine Mundtrockenheit bei fast 50 Prozent der Bevölkerung vorliegt.

Symptome von Mundtrockenheit

Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht hält eine Hand seitlich an seine Wange

Jeder hat mal einen trockenen Mund. Falls dieser Zustand aber unverändert bleibt, besteht möglicherweise ein Problem mit der Speichelproduktion. Folgende Symptome sind typisch bei Mundtrockenheit:

  • Ein klebriges, trockenes Gefühl im Mund
  • Schluckbeschwerden
  • Ein brennendes Gefühl auf Ihrer Zunge
  • Ein trockenes Gefühl im Rachen
  • Aufgesprungene Lippen
  • Ein schwächerer Geschmackssinn oder ein metallischer Geschmack im Mund
  • Mundsoors (weißer Belag der Zunge und Schleimhäute)
  • Häufiger Mundgeruch
  • Schwierigkeiten beim Kauen oder Sprechen

Mit dem nachfolgenden Selbsttest können Sie herausfinden, ob auch Sie betroffen sind.

Wenn Sie mindestens 3 der Punkte bejahen können, ist es wahrscheinlich, dass Sie unter Mundtrockenheit leiden:

  • Mein Mund bzw. mein Rachenraum fühlt sich trocken an.
  • Meine Lippen fühlen sich trocken an und/oder sind häufig eingerissen.
  • Ich habe das Gefühl, dass ich zu wenig Speichel habe.
  • Ich habe das Bedürfnis, ständig trinken zu müssen.
  • Wenn ich in der Nacht aufwache, trinke ich etwas.
  • Ich habe Schwierigkeiten, trockene Nahrungsmittel zu essen.
  • Ich kann nichts essen, ohne gleichzeitig zu trinken.
  • Ich verwende häufig Lutschbonbons oder Kaugummis.
  • Ich habe Schwierigkeiten beim Schlucken.
  • Ich atme häufig durch den Mund.
  • Ich trinke zu wenig (d.h. weniger als 1 Liter pro Tag).
  • Ich habe häufig Stress.
  • Ich nehme regelmäßig Medikamente zu mir.

Wenn Sie den Verdacht haben, unter Mundtrockenheit zu leiden, ist es wichtig, dies mit Ihrem Arzt abzuklären. Die erste Anlaufstelle sollte hier der Hausarzt sein.

Gefahren und Folgen von Mundtrockenheit

Patientenansicht von unten mit drei behandelnden Ärzten in OP-Kleidung und mit zahnärztlichen Instrumenten in der Hand

Die Folgen der Mundtrockenheit sind vielfältig und können mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität einhergehen:

  • Verringert sich die Befeuchtung der Mundschleimhaut, werden das Sprechen, Kauen und Schlucken erschwert.
  • Durch den Mangel an Speichel kann die Nahrung schlecht zerkleinert werden und die Gleitfähigkeit der Bissen ist vermindert. Schmerzen beim Kauen und Schlucken sind die Folge. Zudem kann harte Nahrung zu Verletzungen im Mundraum führen.
  • Unterbleibt die Vorverdauung durch Speichelenzyme im Mund, kann es zu Verdauungsproblemen kommen.
  • Geschmacksbeeinträchtigungen treten bei Mundtrockenheit verstärkt auf. 
  • Entfällt durch den reduzierten Speichelfluss die wichtige Spülwirkung des Speichels, können schädliche Keime nicht vollständig abtransportiert werden. Zudem wird die antibakterielle sowie antivirale Schutzwirkung abgeschwächt und die Zähne sind Säure-Attacken schutzlos ausgeliefert. Sowohl die Stoffwechselprodukte verschiedener Bakterien als auch die Säuren aus Nahrungsmitteln und Getränken lösen Mineralien aus dem Zahn. Bei normalem Speichelfluss kann der Speichel diese Säuren jedoch abpuffern und liefert den Zähnen gleichzeitig Mineralsalze zur Remineralisation. Ist die Speichelbildung vermindert, können zum einen die Säuren nicht neutralisiert werden und zum anderen die Zähne nicht mit den erforderlichen Mineralien versorgt werden. Karies sowie Entzündungen der Mundschleimhäute, wie z.B. eine Zahnfleischentzündung, Zungenbrennen oder Mundgeruch können die Folgen sein.
  • Bei Mundtrockenheit kann es sein, dass nicht genug Calcium vorhanden und der natürliche Kariesschutz durch den Speichel somit reduziert ist.

Behandlung von Mundtrockenheit

Die einzig dauerhafte Form einen trockenen Mund zu heilen, besteht in der Behandlung der Ursachen. Falls Ihr trockener Mund seine Ursache in Medikamenten hat, kann Ihr Arzt möglicherweise den Wirkstoff oder die Dosierung ändern. Falls Ihre Speicheldrüsen nicht richtig arbeiten, aber noch Speichel produzieren, verschreibt Ihnen Ihr Arzt möglicherweise ein Medikament, das die Speicheldrüsen in ihrer Funktion unterstützt.

Kann die Ursache für Ihren trockenen Mund nicht beseitigt werden bzw. bis dies der Fall ist, können Sie die Feuchtigkeit Ihres Mundes auf unterschiedliche Arten verbessern. Ihr Zahnarzt empfiehlt Ihnen eventuell ein Speichelersatzmittel. Möglicherweise bringt auch das Spülen mit einer alkoholfreien Mundspülung Besserung.

Sofort-Hilfe gegen einen trockenen Mund

Portrait einer langhaarigen Frau mit Pferdeschwanz, die gerade aus einem Glas Wasser trinkt und mit der anderen Hand die "Daumen-hoch-Geste" zum Betrachter macht

Wenn ein trockener Mund besonders akut und unangenehm ist, können Sie einige Maßnahmen ergreifen, die sofort Linderung verschaffen. Darüber hinaus lassen sich leicht Gewohnheiten in Ihren Tagesablauf integrieren, die die Speichelproduktion anregen, oder die Mundtrockenheit zumindest nicht weiter verstärken.

Folgende Dinge sollten Sie vermeiden oder reduzieren:

  • Wenig trinken
  • Getränke mit Koffein, wie Kaffee, schwarzer Tee und einige Erfrischungsgetränke, die zu einem Austrocknen des Mundes führen
  • Tabak oder Alkohol, da diese den Mund austrocknen
  • Hartes, trockenes Essen wie Brotkrusten oder Gebäckteile
  • Zuckerhaltige und mit Säuren versetzte Getränke
  • Scharfe oder salzige Lebensmittel, da diese in einem trockenen Mund zu Schmerzen führen können und den Mund zusätzlich austrocknen
  • Aufenthalt in trockener Luft oder klimatisierten Räumen
  • Alkohol trinken
  • Rauchen
  • Hohe Stressbelastung

Das können Sie gegen Mundtrockenheit tun:

  • Häufig Wasser oder zuckerfreie Getränke trinken
  • Zuckerfreie Kaugummis kauen oder an harten zuckerfreien Bonbons lutschen, die den Speichelfluss fördern (falls die Funktion der Speicheldrüsen noch besteht)
  • Lebensmittel mit hohem Flüssigkeitsgehalt wählen
  • Nachts einen Luftbefeuchter verwenden

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